Karma und Ethik

Das Gesetz von Ursache und Wirkung

 

Karma

Durch Wirken wird die Welt,
Durch Wirken werden Menschen,
Am Wirken hängen alle Wesen,
So wie ein laufend' Rad an seiner Achse.

Suttanipata 654)

Saat und Ernte

Was ist Rechte Ansicht, die (noch) von Einflüssen getrübt ist, die (noch) Weltliches hervorbringt, aber (dennoch) segensreich ist? „Aus guten und aus schlechten Handlungen reifen Früchte heran!"

(Majjhima Nikaya 117)

Absicht

Die Absicht bezeichne ich als die Tat. Denn nachdem man eine Absicht gefasst hat, vollbringt man eine Tat im Handeln, Sprechen und Denken.

(Anguttara Nikaya 6,63)

Drei Gründe

Drei Beweggründe für Handlungen gibt es. Welche drei? Gier ist ein Grund zu handeln. Hass ist ein Grund zu handeln. Verblendung ist ein Grund zu handeln ...
Drei (weitere) Beweggründe für Handlungen gibt es. Welche drei? Gierlosigkeit ist ein Grund zu handeln. Hasslosigkeit ist ein Grund zu handeln. Unverblendung ist ein Grund zu handeln.

(Anguttara Nikaya 3,34)

Unmöglich und möglich

Es ist eine völlige Unmöglichkeit, dass sich bei jemandem, der auf üble Weise handelt, spricht und denkt, erwünschte, erfreuliche, angenehme Ergebnisse einstellen. Wohl aber wird es so sein, dass sich bei jemandem, der auf üble Weise handelt, spricht und denkt, unerwünschte, unerfreuliche, unangenehme Ergebnisse einstellen.
Es ist eine völlige Unmöglichkeit, dass sich bei jemandem, der auf rechte Weise handelt, spricht und denkt, unerwünschte, unerfreuliche, unangenehme Ergebnisse einstellen. Wohl aber wird es so sein, dass sich bei jemandem, der auf rechte Weise handelt, spricht und denkt, erwünschte, erfreuliche, angenehme Ergebnisse einstellen.

(Anguttara Nikaya 1,25)

Vier Weisen des Wirkens
Diese vier Weisen des Wirkens lehre ich, nachdem ich sie selbst erkannt und durchschaut habe. Welche vier?
Es gibt dunkles Wirken mit dunklen Früchten. Es gibt helles Wirken mit hellen Früchten. Es gibt Wirken, das teils dunkel und teils hell ist und das teils dunkle und teils helle Früchte reifen lässt. Und es gibt Wirken, das weder dunkel noch hell ist und das weder dunkle noch helle Früchte reifen lässt.
(Anguttara Nikaya 4,232)

Früher oder später

Und was ist das Ergebnis des Wirkens? Ich sage, dass sich das Ergebnis des Wirkens auf dreifache Weise zeigt: schon in diesem Leben oder im nächsten oder in einem der folgenden.

(Anguttara Nikaya 6,63)

Nach ihrem Tun und Lassen (1)

„Was ist denn nur der Grund, was die Ursache dafür, dass bei den Menschen, den eben unter Menschen Geborenen, Erbärmlichkeit und Vorzüglichkeit zu finden sind?
Denn man findet ja Menschen von langer und von kurzer Lebensdauer, schwer kranke und gesunde, hässlich und schön anzuschauende, einflusslose und mächtige, besitzlose und vermögende, solche von niedriger und von hoher Herkunft, unverständige und weise." (...)
„Ihren Taten gehören die Wesen, sie sind Erben ihrer Taten, haben ihren Ursprung in ihnen, sind mit ihnen verbunden, sie haben ihre Taten als Rettung. Ihre Taten scheiden die Wesen, und zwar nach Erbärmlichkeit und Vorzüglichkeit."

(Majjhima Nikaya 135)

Nach ihrem Tun und Lassen (2)

Da tötet jemand, ist grausam, blutgierig, dem Töten und Morden hingegeben, ohne Mitempfinden zu den Wesen. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens kurzlebig sein. Da hat jemand das Töten aufgegeben, hat das Töten ganz und gar verworfen, ohne Stock und ohne Waffe, voller Zurückhaltung und gütigen Herzens ist er auf das Wohlergehen aller bedacht. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens langlebig sein.
Da ist jemand von gewalttätiger Natur, verletzt andere mit der Hand, mit einem Stein, mit einem Stock oder mit einer Waffe. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens kränklich und leidend sein. Da ist jemand nicht gewalttätig, verletzt andere nicht, weder mit der Hand, noch mit einem Stein, noch mit einem Stock oder mit einer Waffe. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens gesund und wohlauf sein.
Da ist jemand jähzornig und reizbar. Wegen jeder Kleinigkeit ist er übergelaunt, wird wütend, widerspricht, braust auf, legt Zorn, Widerwille und Unzufriedenheit an den Tag. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens hässlich sein. Da ist jemand nicht jähzornig und nicht reizbar. Auch wenn man ihm einiges zumutet, ist er nicht übergelaunt, wird nicht wütend, widerspricht nicht, braust nicht auf, legt weder Zorn, noch Widerwille, noch Unzufriedenheit an den Tag. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens von angenehmem Äußeren sein.
Da ist jemand von neidischer Wesensart. Er gönnt einem anderen nicht, wenn er verehrt, geachtet, geschätzt und angebetet wird. Er ist eifersüchtig, missgünstig und neidisch. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens ohne Einfluss bleiben. Da ist jemand nicht neidisch. Er gönnt einem anderen, wenn er verehrt, geachtet, geschätzt und angebetet wird. Er ist weder eifersüchtig, noch missgünstig, noch neidisch. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens einflussreich sein.
Da gibt jemand einem Asketen oder Priester weder zu essen noch zu trinken, keine Kleidung und keine Transportmöglichkeit, weder Schmuck, noch Duftstoffe, noch Salben, keine Schlafgelegenheit, keine Unterkunft und keine Beleuchtung. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens ärmlich sein. Da gibt jemand einem Asketen oder Priester zu essen und zu trinken, Kleidung und Transportmöglichkeit, Schmuck, Duftstoffe und Salben, Schlafgelegenheit, Unterkunft und Beleuchtung. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens wohlhabend sein.
Da ist jemand unnachgiebig und stolz. Wer zu grüßen ist, den grüßt er nicht; vor dem man sich respektvoll erhebt, vor dem erhebt er sich nicht; wem ein Platz anzubieten ist, dem bietet er keinen Platz an; wenn jemand der Vortritt gebührt, räumt er ihn nicht ein; einen Verehrungswürdigen verehrt er nicht, einen zu Achtenden achtet er nicht, einen Schätzenswerten und Anbetungswürdigen schätzt er nicht und er betet ihn nicht an. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens niedrig gestellt sein. Da ist jemand zuvorkommen und bescheiden. Wer zu grüßen ist, den grüßt er; vor dem man sich respektvoll erhebt, vor dem erhebt er sich; wem ein Platz anzubieten ist, dem bietet er einen Platz an; wenn jemand der Vortritt gebührt, räumt er ihn ein; einen Verehrungswürdigen verehrt er, einen zu Achtenden achtet er, einen Schätzenswerten und Anbetungswürdigen schätzt er und er betet ihn an. Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens hoch gestellt sein.
Da besucht jemand keinen Asketen oder Priester, um ihn zu fragen: „Was, Herr, ist heilsam? Was unheilsam? Was ist tadelnswert? Was nicht zu beanstanden? Was ist zu verfolgen? Was nicht zu verfolgen? Was gereicht mir, wenn ich es tue, für lange Zeit zum Nachteil und zum Unglück? Was aber gereicht mir, wenn ich es tue, für lange Zeit zum Vorteil und zum Segen?" Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens von beschränkter Einsicht sein. Da sucht jemand einen Asketen oder Priester auf, um ihn zu fragen: „Was, Herr, ist heilsam? Was unheilsam? Was ist tadelnswert? Was nicht zu beanstanden? Was ist zu verfolgen? Was nicht zu verfolgen? Was gereicht mir, wenn ich es tue, für lange Zeit zum Nachteil und zum Unglück? Was aber gereicht mir, wenn ich es tue, für lange Zeit zum Vorteil und zum Segen?" Wenn der als Mensch wiedergeboren wird, wird er, wo auch immer er wieder erscheint, aufgrund dieses Verhaltens weise sein.

(Majjhima Nikaya 135, gekürzt)

Die Reife abwarten

Auch ein schlechter Mensch erlebt Erfreuliches,
solange das Böse nicht zur Reife kommt.
Ist das Böse jedoch gereift,
Dann widerfährt ihm Schlimmes.

Auch einem gutem Menschen widerfährt Schlimmes,
solange das Gute nicht zur Reife kommt.
Ist das Gute jedoch gereift,
Dann begegnet ihm Erfreuliches.

(Dhammapada 119/120)

Kein Versteck

Weder im Himmel noch inmitten der See
noch in den Schluchten der Berge
findet sich in dieser Welt ein Ort,
an dem man seiner bösen Tat entfliehen könnte.

(Dhammapada 127)

Nicht zu begreifen

Vier Dinge gibt es, die (mit dem normalen Verstand) nicht zu begreifen sind und über die man nicht (in allen Verästelungen) nachdenken sollte. Tut man es doch, kann man dem Wahnsinn oder geistiger Verwirrung verfallen. Welche vier?
Die Sphäre eines Buddha, die Sphäre der meditativen Versenkung, die karmischen Folgen und das Wesen der Welt. Sie sind (mit dem normalen Verstand) nicht zu begreifen und über sie sollte man nicht (in allen Verästelungen) nachdenken. Tut man es doch, kann man dem Wahnsinn oder geistiger Verwirrung verfallen. Diese vier Dinge gibt es ...

(Anguttara Nikaya 4,77)

Kein Richter sein

Schwingt euch nicht zum Richter über die Menschen auf, maßt euch kein Urteil über die Menschen an. Man richtet sich zugrunde, wenn man die Menschen aburteilt. Ich hingegen vermag wohl, die Menschen zu beurteilen, oder jemand, der mir ähnlich ist.

(Anguttara Nikaya 6,44)

Tun und Nichttun

„Was lehrt eigentlich der Herr Gotama, was vertritt er?"
„Das Tun lehre ich, Brahmane, und das Nichttun."
„Auf welche Weise lehrt denn der Herr Gotama das Tun und das Nichttun?"
„Das Nichttun lehre ich. Ich lehre nämlich, ungutes Handeln, Reden und Denken sowie die vielerlei üblen und unheilsamen Dinge zu lassen. Und das Tun lehre ich. Ich lehre nämlich, gutes Handel, Reden und Denken sowie die vielerlei heilsamen Dinge zu vollbringen. Auf diese Weise, Brahmane, lehre ich das Tun und das Nichttun."

(Anguttara Nikaya 2,35)

Fünf Übungsregeln

Ich nehme die Übung auf mich, das Töten lebender Wesen zu unterlassen. Ich nehme die Übung auf mich, mir nichts Unrechtmäßiges anzueignen. Ich nehme die Übung auf mich, von sexuellem Fehlverhalten Abstand zu nehmen. Ich nehme die Übung auf mich, auf lügnerische Worte zu verzichten. Ich nehme die Übung auf mich, mir nicht mit Alkohol und (anderen) berauschenden Mitteln die Klarheit des Bewusstseins zu nehmen.

(Khuddaka Nikaya)

Nicht Töten

Da hat jemand das Töten aufgegeben, des Tötens von Wesen enthält er sich. Ohne Stock, ohne Waffe, voller Einfühlungsvermögen und Anteilnahme ist er um das Wohlergehen aller Lebewesen besorgt. Das ist für ihn einwandfreies Verhalten.

(Digha Nikaya 2)

Fünf Gaben

Fünf Gaben, große Gaben gibt es. Welche fünf? Da hat der ernsthafte Anhänger das Töten aufgegeben, er enthält sich ganz des Tötens. Indem er sich des Tötens enthält, gewährt er unnennbar vielen Wesen die Freiheit von Furcht, von Feindseligkeit und Bedrängnis. Und indem er unnennbar vielen Wesen Freiheit von Furcht, von Feindseligkeit und Bedrängnis gewährt, wird ihm selbst unnennbare Freiheit von Furcht, von Feindseligkeit und Bedrängnis zuteil.
Darüber hinaus hat der ernsthafte Anhänger das Stehlen aufgegeben, er enthält sich ganz des Stehlens, er hat sexuelles Fehlverhalten aufgegeben, hat Lüge sowie den Genuss von Alkoholika und anderer bewusstseinstrübender Mittel aufgegeben, all dessen enthält er sich. Indem er sich all dessen enthält, gewährt er unnennbar vielen Wesen die Freiheit von Furcht, von Feindseligkeit und Bedrängnis. Und indem er unnennbar vielen Wesen die Freiheit von Furcht, von Feindseligkeit und Bedrängnis gewährt, wird ihm selbst unnennbare Freiheit von Furcht, von Feindseligkeit und Bedrängnis zuteil. Das sind die fünf Gaben, große Gaben.

(Anguttara Nikaya 8,39)

Wir nicht

Andere mögen jemanden schädigen oder verletzen, wir wollen hier dem festen Vorsatz folgen, niemanden zu schädigen oder zu verletzen.
Andere mögen töten, wir wollen uns des Tötens enthalten. Andere mögen Nicht-Gegebenes an sich bringen, wir wollen uns des Nehmens von Nicht-Gegebenem enthalten. Andere mögen sexuelles Fehlverhalten begehen, wir wollen rein leben. Andere mögen lügen, wir wollen uns der Lüge enthalten. Andere mögen Zwietracht säen, wir wollen uns entzweiender Worte enthalten. Andere mögen harte Rede führen, wir wollen uns harter Rede enthalten. Andere mögen oberflächlich daherreden, wir wollen uns des oberflächlichen Geredes enthalten. Andere mögen habgierig sein, wir wollen nicht habgierig sein. Andere mögen böswillig sein, wir wollen guten Willens sein. Andere mögen falsche Ansichten hegen, wir wollen richtige Ansichten hegen.

(Majjhima Nikaya 8)

Selbst-Test

Ich möchte am Leben bleiben und nicht sterben, ich suche Wohl und meide Schmerz. Wenn mich nun jemand, der ich doch am Leben bleiben und nicht sterben möchte, der ich Wohl suche und Schmerz meide, des Lebens berauben würde, so wäre mir das (höchst) unerwünscht und unangenehm. Und wenn ich nun einen anderen, der ebenfalls am Leben bleiben und nicht sterben möchte, der Wohl sucht und Schmerz meidet, des Lebens berauben würde, dann wäre das jenem (höchst) unerwünscht und unangenehm. Wenn mir eine Sache unerwünscht und unangenehm ist, dann ist sie es dem anderen genauso. Wenn mir eine Sache unerwünscht und unangenehm ist, wie könnte ich sie dann einem anderen aufbürden.
Wer sich das eindringlich vor Augen führt, lässt selbst vom Töten ab, bringt andere dazu, ebenfalls das Töten aufzugeben, lobt das Abstehen vom Töten.

(Samyutta Nikaya 55,7)

Übersetzung aus dem Pali von Alfred Weil


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